Die Schneekönige von Coalwood by Homer Hickam

Die Schneekönige von Coalwood by Homer Hickam

Autor:Homer Hickam
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783959678940
Herausgeber: HarperCollins


16. Roy Lees Klage

Am nächsten Morgen wurde ich wach, weil ich unten Stimmen hörte. Ich zog mich an und schlich die Treppe hinunter, um zu sehen, wer es war. Ich bin von Natur aus neugierig. Einmal ertappte Mom mich beim Lesen eines Liebesbriefs von Jims damaliger Freundin und meinte: »Neugier ist der Katze Tod.«

»Das stimmt«, sagte ich und überflog den Brief, so schnell ich konnte, »aber die Befriedigung erweckt sie wieder zum Leben.«

Sie meinte darauf: »Sollte ein gewisser Kater nicht damit aufhören, seiner Mutter mit dummen Sprüchen zu antworten, und den Brief nicht wieder dorthin zurücklegen, wo er ihn entwendet hat, wird sehr viel mehr als Befriedigung nötig sein, um ihn wieder lebendig zu machen.«

Ich sagte: »Ja, Ma’am«, obwohl es gerade erst interessant wurde.

Nun lugte ich ins Wohnzimmer und sah Dad mit Woody Blankenship, einem seiner Steiger. Beide hatten müde Gesichter. Ich fragte mich, wann sie wohl das letzte Mal geschlafen hatten. Mr. Blankenship saß über ein Klemmbrett gebeugt, das auf seinen Knien lag, und hatte einen Bleistift gezückt, während Dad aus einem kleinen braunen Buch vorlas, das ich als sein Zechentagebuch erkannte. Mir fiel auf, dass sowohl Dad als auch Mr. Blankenship nur Socken an den Füßen trugen. Ihren Damen erlaubte Mom, mit hochhackigen Schuhen ins Haus zu kommen, aber vor Rocket Boys und Steigern schützte sie ihre Hartholzböden.

»Gestern ist das Getriebe des Fräsladers am nördlichen Abbaustoß heiß gelaufen und ausgebrannt«, las Dad vor und rieb sich die Augen.

Mr. Blankenship nickte und meinte: »Treadwell hat Angst. Jedes Mal, wenn er einen tiefen Schnitt macht, springen seine Leute ab, so schnell sie können. Und auf diese Weise läuft das Getriebe heiß.«

Dad starrte auf sein Notizbuch, als würde Mr. Treadwell herausspringen und ihm eine Erklärung liefern. »Hm«, brummte er und gähnte dann. Ich wurde vom bloßen Hinsehen müde.

»Dubonnet kam zu mir, während ich das Brandschutzkommando in seinem Abschnitt führte«, ergänzte Mr. Blankenship, »meinte, er habe mit den Kumpeln in 11 East gesprochen und wir sollten abziehen.«

Dad sagte finster: »Erinnern Sie John Dubonnet beim nächsten Mal daran, dass ich die Zeche leite und nicht er. Und halten Sie ihn von diesem Abschnitt fern. Er braucht nicht zu erfahren, was wir dort machen.«

Mr. Blankenship machte sich eine Notiz. Dad schien meine Anwesenheit gespürt zu haben. Er warf einen kurzen Blick in meine Richtung, wandte sich dann aber genauso schnell wieder seinem Tagebuch zu. Mr. Blankenship lächelte schüchtern zu mir herüber. Ich nickte ihm zu. Daraufhin klappte Dad sein Tagebuch zu und sicherte sich so wieder die Aufmerksamkeit. »Ich werde Treadwell austauschen. Der Nordstoß in 11 East gehört Ihnen, Woody. Suchen Sie sich die besten Leute aus und lassen Sie diese gleich morgen einfahren. Ich weiß, dass Sie kein Untersteiger mehr sind. Das ist nur vorübergehend, bis wir diese Pechsträhne überwunden haben. Sie informieren Treadwell, dass er raus ist, nehmen ihn aber noch eine Weile unter Ihre Fittiche und bringen ihm bei, wie man führt. Soweit ich das beurteilen kann, hat er auch keine Ahnung von Bewetterung. Bringen Sie ihm auch das bei.«

Mr. Blankenship notierte sich mit ausdrucksloser Miene Dads Anweisungen.



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